Mit Kritik umgehen

Mit Kritik umgehen

„Und? Wie war ich?“ fragte mich nach dem Unterricht eine Schauspielschülerin. Ich überlegte kurz und gab ihr dann eine ganz ehrliche Kritik. Ich erläuterte ihr, in welchen Punkten ich noch Verbesserungsmöglichkeiten sah und schloss mit einem pädagogischen und wohlüberlegten Lob ab. Doch dann blickte ich in zwei sehr enttäuschte Augen und mir wurde klar, das hatte sie nicht hören wollen.

Wir brauchen Bestätigung

Seien wir doch mal ehrlich. Wir alle brauchen Bestätigung. Egal ob als Kind, wenn wir ein Bild gemalt haben oder als Partner, wenn wir über unseren Schatten gesprungen sind oder auch als Arbeitskollege, wenn wir etwas geleistet haben. Wir alle wünschen uns dann, ein „Toll!“ zu hören.

Der Sozialpsychologe Aronson hat bereits 1969 entdeckt, dass einer der mächtigsten Faktoren (die unser Verhalten beeinflussen), auf dem Bedürfnis beruht ein stabiles, positives Selbstbild aufrechtzuerhalten. Wir Menschen wollen einfach glauben, dass wir „gut“ sind. Doch diesen Glauben zu bewahren, ist nicht immer einfach. Im Gegenteil, im Laufe unseres Lebens machen wir unterschiedliche Erfahrungen, die diesen Glauben immer wieder infrage stellen. Ist unser Selbstbild bedroht, so erzeugt das Unbehagen (siehe dazu auch „Theorie der kognitiven Dissonanz“). Der Wunsch nach Bestätigung dient demnach in erster Linie dazu, unser Selbstkonzept (und damit auch unsere psychische Gesundheit) zu schützen.

Bestätigung oder Feedback?

Meine Schülerin hat sich genau dieses „Toll!“ für ihr Selbstkonzept gewünscht. Sie wollte von mir eine Bestätigung. – Doch was ist schief gelaufen? Warum hat sie diese nicht bekommen?

Aufgrund der Art der Fragestellung dachte ich, sie wolle ein Feedback. Wie oft ist mir genau das auch schon selbst passiert, dass ich jemanden eine ähnliche Frage stellte, aber gar keine Kritik hören wollte! Wir sollten also bei der Fragestellung eine Formulierung wählen, die eindeutig signalisiert, was wir eigentlich hören wollen. Das setzt jedoch wiederum voraus, dass ich mir vorher darüber schon bewusst bin, was ich mir von meinem Gegenüber wünsche bzw. was ich jetzt in diesem Moment brauche.

Möchte ich einfach nur ein tolles Erlebnis teilen und Bestätigung erhalten? – Dann könnte ich es entsprechend einleiten mit „Ist das nicht toll…?“ – Oder möchte ich ein ehrliches Feedback (inklusive eventueller Verbesserungsvorschläge)? – Dann kann ich offen fragen „Was meinst Du zu …?“.

Erst, wenn wir selber wissen, was wir wollen, können wir ganz bewusst unsere Frage formulieren und somit auch Enttäuschungen durch unerwünschte Reaktionen vermeiden.

Feedback ist wichtig

Bestätigung ist (wie wir oben gelesen haben) wichtig – keine Frage. Sie stärkt unser Selbstbewusstsein, jedoch leider nur für den Moment.

Langfristig gesehen, kann ich mich nur weiter entwickeln und innerlich wachsen, wenn ich auch in der Lage bin, Vorschläge von außen anzunehmen. Ein gutes Feedback ist kein Angriff auf mein Selbstbild, im Gegenteil. Ein gutes Feedback ist immer eine Chance, sich zu verbessern.

Gutes Feedback

Ein gutes Feedback bekomme ich nicht ungefragt, das heißt, ich frage (aktiv) ganz bewusst eine Person meines Vertrauens nach ihrer Meinung. Wenn ich verstanden habe, worin die Meinung besteht, wäge ich anschließend für mich persönlich ab, was ich davon annehmen möchte und was nicht. Denn ich habe hier die Wahl. Ich muss mir nicht alles zu Herzen nehmen. Was ich nachvollziehen kann, nutze ich, um mich zu verbessern und was nicht, ignoriere ich einfach.

Mein Fazit

Sei Dir bewusst, was Du brauchst (Bestätigung oder Feedback) und formuliere Deine Frage entsprechend, damit Dein Gegenüber richtig einsteigen kann.
Hol Dir regelmäßig gutes Feedback für Dein persönliches Wachstum. Nimm an, was Dir hilft und ignoriere den Rest.

Ich helfe Dir, Dir Deiner Stärken bewusst zu werden. Ich helfe Dir, Dein Ziel zu formulieren. Ich helfe Dir dabei, Deine Leidenschaft nach außen zu bringen – für Deinen „selbstbewussten Auftritt“.

Deine Nancy Fischer


Quellenangabe:

  • Aronson, E., Wilson, T. D., Akert, R. M., & Reiss, M. (2014). Sozialpsychologie (8., aktualisierte Auflage). Pearson.

Bildnachweis:

  • Daumen hoch: https://pixabay.com/de/photos/daumen-hoch-erfolg-zulassung-ja-4127337/

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